Als wir den Themenplan für unseren Blog erstellt haben, kam der Wunsch, Bücher, die vorzustellen, von denen wir denken, dass sie auch euch begeistern. Bücher begleiten mich mein Leben lang. Nicht immer schaffe ich es, dran zu bleiben und es gibt einige Bücher in meiner Sammlung, die ich besser nicht gekauft hätte. Worauf ich mich gerne verlasse, sind Empfehlungen. Woher die Empfehlung zu dem heutigen Buch kam, weiß ich gar nicht mehr. Auf alle Fälle hat mich der Titel getriggert. Veränderung ist etwas, was alle Lebensbereiche betrifft. Doch wie schaffen wir es, gute Vorsätze in die Umsetzung zu bekommen? Davon handelt dieser Blogbeitrag.
Die 1%-Methode – minimale Veränderung, maximale Wirkung
Der Titel lässt keine Interpretationen zu. Es geht um Verbesserung, um Optimierung, um Effizienz. Das passt ja hervorragend zu all den guten Vorsätzen im Neuen Jahr und zur Digitalisierung, wo es ja darum geht, Ziele zu setzen und zu erreichen. Wahrscheinlich hat mich dieser Titel deshalb eher negativ angesprochen. Viele von uns stecken in einem Leben, das immer schnelllebiger scheint. Wir passen unsere Sprache, unsere Identität und unser Verhalten immer häufiger auf Algorithmen an, um in dem Informationsüberangebot überhaupt noch eine Chance auf Sichbarkeit zu bekommen. Und, was ich in Gesprächen mit vielen Menschen immer wieder wahrnehme – wir wünschen uns eigentlich einen Knopf, mit dem sich das alles auf Pause oder ganz abstellen läßt. Und jetzt wieder so ein Optimierungsbuch? Ich kann es mir einfach machen, den Rückentext abschreiben und ein wenig ausformulieren, fertig ist die Buchbesprechung. Doch das ist nicht mein Ansatz.
Veränderung + Effizienz = Selbstausbeutung?
Nach den ersten Seiten wird mir schon klar, dass es genau darum nicht geht. Wir stecken in einem Sumpf von Gewohnheiten – guten wie schlechten – und haben es uns darin gemütlich eingerichtet. Wenn wir das Bedürfnis haben, etwas zu verändern – mehr Sport, Geld ansparen, weniger Arbeit oder mehr Zeit für das Hobby – dann neigen wir dazu, dieses Ziel im Hauruck-Verfahren angehen zu wollen. Und scheitern. Weil wir es ja auch gewusst haben, dass es nicht funktioniert. Oder weil der Chef uns soviel Arbeit aufgehalst hat. Und weil ich schwere Knochen habe oder das Wetter nicht passt. Wir finden 1.000 Gründe, die uns daran hindern, das zu erreichen, was wir erreichen wollen.
James Clear ermutigt seine Leser, langfristig seine Gewohnheiten zu verändern. Denn erst, wenn wir etwas automatisch und aus freiem Willen tun, dann führt es dazu, dass wir dran bleiben. So wie beim Auto fahren. Wir legen den Gurt automatisch um und wir setzen den automatisch (ok, nicht alle Verkehrsteilnehmer). Wenn ich regelmäßig nur 1% von dem gebe, was ich mir als Ziel gesetzt habe, werde ich mein Ziel erreichen. Denn es wird zu einer Gewohnheit werden und ich werde nicht mehr darüber nachdenken, ob ich an meinem Ziel arbeite oder nicht. Am Anfang werden die kleinen Änderungen keine oder kaum Wirkung erzielen – und zwar so lange, bis eine Schwelle überschritten wird, dann stellen sich infolge einer exponentiellen Steigerung Erfolge ein. Geduld ist gefragt und das ist etwas, das zumindest mir sehr schwerfällt.
Verändere das System
Die besseren Ergebnisse sollen übrigens dann erreicht werden, wenn keine Ziele gesetzt werden, sondern das System verändert. Ein Ziel ist immer eine kurzfristige Sache: ich kann mir wünschen, einen Wettkampf zu gewinnen oder meine Gewohnheiten so verändern, dass ich nicht nur einen sondern mehrere Wettkämpfe gewinne. Ich kann mir einfach wünschen 10 Kilogramm abzunehmen oder ich verändere meine Ess- und Bewegungsgewohnheiten so, dass die Pfunde automatisch purzeln.
Und auch im Berufsleben kann ich mir zum Ziel setzen, mein Unternehmen in einem Jahr digitalisiert zu haben und krempele den ganzen Laden um. Oder ich führe Veränderung im Betrieb bei, indem ich analoge Prozesse digitaler werden lasse. Weniger Ausdrucke bekommst Du zum Beispiel, wenn du konsequent ein Tool einsetzt, mit dem jeder auf Dokumente zugreifen und bearbeiten kann. Oder auf Stundenzettel verzichtest, die mühsam von Hand eingegeben werden müssen.
Zum Beispiel beim Sport
Vor einigen Jahren hatte ich den Ehrgeiz, einen Halbmarathon mitzumachen. Nicht rennend, aber mit meinen Nordic-Walking-Stöcken. Die Strecke war weit mehr als das, was ich mir zutraute, aber ich wollte an diesem Lauf mitmachen. Also entwickelte ich eine Routine, täglich eine kleine Strecke zu walken, erst einmal auf die magischen 10.000 Schritte zu kommen. Am Anfang war das wirklich anstrengend, aber meine Fitness steigerte sich und die gelaufenen Strecken wurden immer länger. Irgendwann musste ich das Training nicht mehr einplanen, es gehörte zum Tag dazu. Ebenso wie das Treppensteigen oder der Verzicht aufs Auto für kleinere Strecken. Ich sah mich als Sportlerin und lief meinen Halbmarathon tatsächlich in der Zeit, die ich mir gewünscht habe. Tatsächlich konnte ich noch mehrere Wegbegleiterinnen motivieren mitzulaufen. Und gemeinsam schafften wir es, dass ich mit einem breiten Grinsen im Ziel eintraf. Das hat sich so eingeprägt, dass ich weiß, ich könnte es wieder schaffen.
Oder beim Schreiben
Einen Blog zu betreiben oder einen Social-Media-Account zu beleben ist viel Arbeit. Wer sich gleich am Anfang mit erfolgreichen Profilen vergleicht, kann zu dem Schluss kommen, dass das alles eh keinen Sinn macht. Mit der 1%-Regel arbeite ich jeden Tag für ein paar Minuten an meinem Ziel: Ein Blog mit wertvollen Beiträgen und ein Social-Media-Profil mit wertschätzenden Kommentaren. Natürlich braucht es für diese Veränderung Disziplin. Aber anstatt mich unter Druck zu setzen und frustriert wieder aufzugeben, weil das (viel zu hoch gesteckte) Ergebnis nicht eintritt, ist es nachhaltiger, täglich eine überschaubare Zeit am Ziel zu arbeiten. Damit entwickelt sich eine Gewohnheit und sie wird erfolgreich sein, weil ich nicht mit Druck, sondern mit Freude auf mein Ziel hinarbeite.
Meine Gewohnheiten prägen meine Identität
Gerade am Anfang ist es unheimlich schwer, länger als ein paar Tage durchzuhalten. Die alte Gewohnheit – ich nenne sie jetzt mal die schlechte – ist tief in unserer Identität verankert. Die Packung Chips am Abend oder das Ausdrucken von E-Mails. Je verrückter wir uns machen, umso schwerer fällt es uns, Veränderung herbeizuführen.
Veränderung findet laut James Clear auf drei Ebenen statt: die Ebene der Resultate, die Ebene der Prozesse und die Ebene der Identität. Resultate sind das, was wir erreichen, Prozesse sind das, was wir tun und die Identität ist das, was wir glauben. Alle drei Ebenen sind wichtig.
Ich kann mir zum Ziel setzen, digitaler zu arbeiten. Dazu ist es notwendig, neue Arbeitsweisen einzuführen. Wenn ich mich selbst als digitalen Vorreiter sehe, habe ich eine Vorstellung davon, wie sich meine Identität verändert hat. Denke ich weiterhin von mir, dass ich den Anschluss verpasst habe, werde ich ihn auch nicht bekommen. Wenn ich einen Marathon laufen möchte und mich selbst nicht als Sportler definiere, dann werde ich es nicht schaffen. Ich bin ein digitaler Vorreiter in dem Moment, wo ich damit beginne meine Prozesse im Unternehmen zu digitalisieren. Ich bin in dem Moment ein Sportler, wo ich meine Turnschuhe anziehe und mich bewege. Und ich bin ein Blogger, wenn ich anfange zu schreiben und meine Beiträge veröffentliche. So einfach ist das mit der Veränderung.
Bei allem, was ich tue, frage ich mich, wie der Mensch, der sportlich, erfolgreich oder innovativ ist handeln würde. Welche Art Mensch möchte ich sein? Danach handele ich.
Wie ändere ich nachhaltig meine Gewohnheiten?
Wenn wir handeln, tun wir das aufgrund eines Auslösereizes, er produziert ein Verlangen, eine Reaktion und eine Belohnung. Laut James Clear lässt sich eine gute Gewohnheit dann einführen, wenn sie offensichtlich, attraktiv, einfach und befriedigend ist. Eine schlechte Gewohnheit lässt sich dann abgewöhnen, wenn sie nicht offensichtlich ist, unattraktiv, schwierig und unbefriedigend ist. Die Fernbedienung auf der Couch, die Zigaretten, die Naschereien – so lange die Werkzeuge der schlechten Gewohnheit im direkten Zugriff liegen, fällt es schwer, Veränderung zu bewirken. Wir merken den Griff zur Fernbedienung, zur Chipstüte oder zum Handy nicht einmal, so tief sind sie verinnerlicht. Gute Gewohnheiten benötigen also viel Aufmerksamkeit, bevor sie sich nachhaltig etablieren. Mir hilft dabei tatsächlich die Vorstellung davon, welcher Mensch möchte ich sein? Damit schaffe ich es, ein Prozent zu geben, um irgendwann 100 Prozent zu erreichen.
Ich möchte digitaler werden? Also setze ich eine App ein, die eine angenehme Bedieneroberfläche hat, die einfach zu bedienen ist und die meine Mitarbeiter von manuelle Prozesse entlastet. Meine Ernährungsgewohnheiten ändere ich, indem ich bewusst gesunde Lebensmittel einkaufe, mich mit Gleichgesinnten austausche, zubereite, was mir schmeckt und was nicht zu umständlich ist. Alles, was mir schadet, verbanne ich aus meinem sichtbaren Bereich.
Und was ist jetzt mit dem Buch?
Der Einstieg war für mich zugegebenermaßen erst einmal holperig. Doch das erste Kapitel hat mich sofort überzeugt, dran zu bleiben und das Gelesene direkt umzusetzen. Das Buch beinhalte reichlich Tipps und Mechanismen, die es einfacher machen, eine neue Gewohnheit einzuführen. Du erhältst es bei Deinem Buchhändler oder wenn Du es lieber bestellen möchtest, bei Thalia », bei Bücher.de » oder bei Amazon ».