Das Gründungsjahr der G+F Verlags- und Beratungs- GmbH war in mehrfacher Hinsicht ein weichenstellendes Jahr für uns. Mit dem Kauf und dem Einzug in ein 300 Jahre altes Bauernhaus verlagerte sich der private und der berufliche Mittelpunkt von Andreas, Heiko und Susanne Fischer in den beschaulichen kleinen Ort Hundsbach im Schwarzwald.
Hundsbach? Ist das nicht da, wo es die großen Kuchenstücke gibt?
Der Ort war uns eigentlich nur wegen des Cafés Biberkessel bekannt. Riesige Tortenstücke gab es da und Sonntag wurde der kleine Ort von Liebhabern des Frankfurter Kranzes und der Schwarzwälder Kirschtorte förmlich überrannt. Seit vielen Jahren existiert das Café schon nicht mehr. An den Kuchen erinnern sich noch viele und der ein oder andere Nostalgiker fährt das Haus an und wundert sich, dass der Betrieb nicht mehr existiert.
Die Entscheidung, hier im Niemandsland einen Verlag zu gründen, wurde nicht von wenigen Menschen mit einem Kopfschütteln begleitet. Heute ist das ganz normal. Heute gibt es allerdings auch die Begriffe Work-Live-Balance, Home-Office, Remote-Work und vor allem, heute gibt es Breitband.
Kleiner Ausflug nach Hundsbach – dem Ort mitten im Wald
Hundsbach wurde bereits im 18. Jahrhundert von Holzfällern und Köhlern besiedelt. Die reichen Baumbestände versprachen gewinnbringende Holzeinschläge. Die Gründung als Waldkolonie mit 16 Wohnungen wurde bewusst gewählt. Die Holzmacher und deren Familien sollten die Waldsiedlung nur so lange nutzen, wie die Holzfällarbeiten dauerten.
Und so wurde das sogenannte Holländerholz in den umliegenden Wäldern bis zum Kahlschlag gefällt. Über diverse Schwallungen wurde das Holz in die Murg getriftet, um es dann nach Holland in die Schiffswerften weiterzuleiten.
Um eine Ansiedlung der Waldarbeiter zu verhindern, wurde das Heiraten verboten. Wilde Ehen und uneheliche Kinder gab es reichlich, der Ort verelendete und Krankheiten und Seuchen traten auf. Im 19. Jahrhundert gab es eine größere Anzahl von Auswanderungen, die vom Großherzogtum Baden gefördert und finanziert wurde. Um am Gottesdienst teilzunehmen, mussten die Hundsbacher zwei Stunden durch den Wald übers Kirchwegel nach Herrenwies marschieren.
Die Geschichte des Ortes findet sich noch heute in den Straßen- und Ortsbezeichnungen wie den Aschenplatz, die Schwallung oder den Balzgänger. Den Tanzplatz, das Kirchwegel, den Biberkessel und die Hauersköpfe. Die enge Verbindung zum Holz spiegelt sich in den Forstbetrieben wieder, die im Ort weiter angesiedelt sind. Die Menschen sind eng mit dem Wald und dem Holz verbunden und natürlich spielt sich auch das Freizeitverhalten der Einwohner im Wald ab.
Glasfasernetz? Volles Rohr mit 1Gbit.
Seit 2022 ist Hundsbach ans Glasfasernetz angeschlossen. Damit ist der Ort – zumindest was die technische Infrastruktur angeht – anderen Ortschaften weit voraus. Freilich mussten wir lange darauf warten. Bis dahin waren wir notgedrungen ziemlich experimentierfreudig. Von ersten Internetausflügen über ein Modem, der Kanalbündelung über ISDN über satellitengesteuertes Internet zu LTE und Richtfunk – wir haben alles genutzt, was die Technik hergab. Und nicht wenige haben uns um Rat gefragt, wie wir denn ins Internet kommen. Das Mobilfunknetz hat der Geografie geschuldet weiterhin Defizite, aber dank der hervorragenden Internetverbindung telefonieren wir störungsfrei über die Cloud und erschrecken tatsächlich, wenn uns jemand über das Mobilfunknetz kontaktiert. Selbst 5G ist mittlerweile verfügbar.
Die G+F Verlags- und Beratungs- GmbH
Gegründet wurde die G+F Verlags- und Beratungs- GmbH als G+F Gruber & Fischer Verlags- und Beratungs- GmbH ebenfalls 1993 von Andreas R. Fischer – das F – und Dietrich J. Gruber – das G – im Firmennamen. Andreas R. Fischer hatte in den Achtzigerjahren eine Ausbildung zum Journalisten absolviert und war Brainpool für alle innovativen Ansätze und Geschäftsbereiche von G+F. D.J. Gruber fand seine Bestimmung im Consulting- und Beratungsbereich. Er engagierte sich zuvor schon länger beratend bei Kammern und Messegesellschaften, war hervorragend in Politik und Wirtschaft vernetzt. Da ergänzten sich zwei „Köpfe“ für gemeinsame Visionen.
Das Verlagsgeschäft bestand bei Gründung aus der Herausgabe der Zeitschrift EDV&Kommunikation für Handwerk und KMU, die IT-Themen für die Zielgruppe Handwerk so aufbereitete, dass es auch jemand ohne großes Fachwissen versteht. Für Messen erschien ein Jahr später ein eigenes Format – die Messe Rundschau – die auf der CeBIT in Hannover und später der Systems in München auslag. 1997 wurden beide Formate um den MID MesseInformationsDienst ergänzt. Erhältlich auf der Eltec in Nürnberg.
Der Vertriebsweg der Messezeitschriften war ebenso einfach wie kreativ. Nichtausstellern war es in Hannover und auch in München untersagt, eigene Publikationen in den Gängen auszulegen. Also akquirierten wir Aussteller, die einen Artikel oder eine Anzeige in den Zeitschriften veröffentlichten und dafür die Zeitschrift auf ihrem Messestand ausstellten. Betreut wurden die Messeständer vom G+F-Team. Jeden Morgen wurden die Stände mit dem „Bollerwagen“ abgefahren und neu bestückt. Entweder vom G+F-Team oder von engagierten Studenten.
Die Contentcreator Fischer/Bürkel
Andreas entwickelte gemeinsam mit seinem Redakteur Jürgen Bürkel die Themenkultur. Er schrieb mit seinem eigenen, unvergleichlichen und leidenschaftlichen Schreibstil Texte, die noch heute erfrischend aktuell zu lesen sind. Jürgens Spezialität war das Herunterbrechen von technischen Details auf ein leicht verständliches Maß. Das dies zum Teil sehr lange und sehr verschachtelte Sätze mit sich brachte, bringt ihm noch heute die Auszeichnung „das ist halt ein Bürkel-Satz“ ein.
Dieser enge Austausch mit dem „Gründungsmitglied“ Jürgen, der heute, wie man sagt, bereits zum Inventar übergegangen ist, war befruchtend für das ganze Team und Bestandteil der DNA von G+F. Eine Synergie, die bis zum Tod von Andreas zum Herzschlag des Unternehmens beigetragen hat.
Weitere freie Redakteure ergänzten das Team.
Umsatz, Umsatz, Umsatz – der Vertrieb
Kein Unternehmen kann ohne einen gut funktionierenden Vertrieb existieren. Mit zum Gründungsteam gehört natürlich Heiko Fischer, Bruder von Andreas Fischer und heutiger Geschäftsführer. Hand in Hand mit Steffen Guschmann sorgte er dafür, dass die Verlagsprodukte finanziert und in den Markt kamen. Ergänzt wurde das Team später durch Christoph Kirschenmann und Dirk Unser.
Damit das alles auch technisch funktionierte, hatte die Telekom viel zu tun. Vier ISDN-Leitungen wurden gelegt und an die Telefonanlage angeschlossen. Damit konnten immerhin sieben Telefonate zeitgleich geführt werden, denn eine Leitung war fürs Fax reserviert. E-Mail-Korrespondenz bzw. Internet gab es bei uns noch nicht, aber es sollte nicht mehr lange dauern, bis das erste Modem angeschlossen wurde. Das Faxgerät diente der schnellen Übertragung von Angeboten und Aufträgen. Briefpapier wurde noch auf schönes Papier gedruckt, Rechnungen liefen über den Nadeldrucker.
Das CERN stellte das World Wide Web erstmalig vor.