Du findest einfach keine Nachwuchskräfte? Wer Azubis sucht, sollte sich als Erstes eine zentrale Frage stellen: Was kann ich meinen Nachwuchskräften bieten?
Junge Leute stehen auf moderne, interaktive Tools, wollen digital kommunizieren, partizipieren und ernst genommen werden. Sie wollen in einem gesunden Arbeitsumfeld arbeiten und sich einbringen. Azubis tauschen sich in der Berufsschule und in der Freizeit aus und sind durchaus in der Lage, einen guten und modernen Arbeitgeber zu erkennen. Wer offen ist und kooperativ und die Mitarbeiter mit Tools ausstattet, die die Arbeit erleichtern, sorgt für zufriedene Kollegen. Die Azubis von heute sind Deine Fachkräfte von morgen. Je attraktiver das Unternehmen ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich engagieren und bleiben wollen. Das geht jedoch nur, wenn man sie von Anfang an einbindet und ihnen etwas zutraut.
Die meisten Jobsuchenden nutzen das Internet. Wenn Du hier bereits mit einem Topauftritt punktest, hast Du schon sehr viel erreicht. Wenn Du dann auch noch hältst, was Du in Deiner medialen Präsentation versprichst, sind Deine Chancen auf gute Nachwuchskräfte hoch.
Werte & Stärken erkennen
Bevor Du darüber nachdenkst, wie Du an gute Nachwuchskräfte kommst, ist es wichtig, den Blick nach innen zu richten, in Dein eigenes Unternehmen hinein. Denn nur wenn Du Deine Werte, Deine Alleinstellungsmerkmale und Deine Stärken kennst, kannst Du mit diesen überzeugend und authentisch nach außen auftreten.
Bist Du bereit? Dann formuliere, was Du, was Dein Unternehmen ausmacht. Sammele alles, was Dir einfällt, frage Mitarbeiter, Kunden, Kollegen. Versuche ganz genau auf den Punkt zu kommen, was Dein Unternehmen besonders macht. Überschrift: Wer sind wir?
Das dient dazu, dass Du eine klare Sicht auf Deinen Betrieb bekommst. Du wirst staunen, wie gut es sich anfühlt, dieses Bild formuliert zu haben. Gleichzeitig wird es viele Energien für neue Wege und Lösungen freisetzen .
Unternehmensphilosophie
Ein zentraler Aspekt in diesem Prozess ist Deine Unternehmensphilosophie. Wie ist die Atmosphäre in Deinem Betrieb? Welche Motivationsanreize gibt es? Sind die Hierarchien flach oder werden Veränderungsprozesse durch steile Hierarchien eher blockiert? Ein junger Mensch, der in einer Firma anfängt zu arbeiten, hat heute ganz andere Vorstellungen als ein „Lehrling“ noch vor einigen Jahrzehnten. „New Work“ ist auf dem Vormarsch, Spaß an der Arbeit, Weiterentwicklungsperspektiven und die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung – all diese Faktoren stellen keine Extragratifikationen dar, sondern werden im Arbeitsalltag immer wichtiger und selbstverständlicher. Ein Chef muss in Zeiten der Digitalisierung ganz bestimmte Führungsqualitäten besitzen. Diese sollten geprägt sein von Offenheit, Teamwork und Transparenz. Junge Leute brauchen Inspiration, Raum für Kreativität und moderne Tools. Dann sind sie produktiv und bleiben dem Unternehmen lange erhalten.
Was bietest Du Deinen Azubis?
Abgesehen von einem guten und gesunden Betriebsklima gibt es weitere wichtige Aspekte, die Dein Unternehmen für den Nachwuchs attraktiv macht.
1 Innovations- und Digitalisierungsgrad
Junge Menschen sind heute digital vernetzt. Sie kennen sich aus, nutzen in ihrer Freizeit soziale Netzwerke, drehen Videos, kommunizieren per Messenger, denken sich mit Leichtigkeit in digitale Themen und neue Technologien ein. Diesen Standard wollen sie auch an ihrem Arbeitsplatz antreffen. Völlig zu Recht. Der Arbeitsplatz soll ein inspirativer Ort sein, an dem sie sich entwickeln und mit neuesten Technologien Arbeitsprozesse effizient gestalten können. Handwerksbetriebe haben viele Möglichkeiten, sich innovativ und modern aufzustellen. Es muss ja nicht von heute auf morgen der ganze Betrieb digital umgekrempelt werden. Aber ein gesunder Digitalisierungswille und das Bewusstsein für innovative Technologien und Tools sollten für Bewerber sichtbar sein. Ob es darum geht, die Kommunikation innerhalb des Betriebes (Thema Business Messenger) zu optimieren, die Baustelle vom Papier zu befreien, einen digitalen Kundendienst aufzubauen oder ein CRM-System einzusetzen, um Kundendaten besser handeln zu können. Auch Collaboration-Tools, Online-Konfiguratoren und dem Einsatz von VR (Virtual Reality) bzw. Datenbrillen sollte man zunehmend Aufmerksamkeit schenken.
2 Verantwortung übertragen
Und damit wären wir auch schon beim nächsten wichtigen Punkt, der von Azubis geschätzt wird: die Übertragung von verantwortungsvollen Tätigkeiten. In Betrieben, in denen die Auszubildenden bereits kleinere (oder größere) Projekte selbst erarbeiten und durchführen dürfen, steigt die Motivation. Willst Du einen Business-Messenger oder ein Collaboration-Tool etablieren? Gib die Recherche für dieses Projekt an einen Azubi ab. Auch handwerkliche Projekte können (mit Betreuung) an Auszubildende abgegeben bzw. sie können verantwortungsvoll miteinbezogen werden. Learning by Doing ist meist besser, als den ganzen Tag nur einfache Tätigkeiten auszuführen. Traue Deinen Azubis etwas zu. Du wirst sehen, welche Motivationsschübe das auslöst. Letztlich binden solche Maßnahmen die jungen Leute auch an den Betrieb, weil sie früh merken: Hier bieten sich mir Entwicklungsmöglichkeiten.
3 Perspektiven bieten
Die Digitalisierung erfordert lebenslanges Lernen. Wenn Du dafür sorgst, dass Deine Azubis immer auf dem neuesten Stand (der Technik) sind, wirkt sich das nicht nur auf optimale Arbeitsergebnisse aus, sondern erhöht zudem die Identifikation mit den Programmen, Technologien, Werkzeugen etc. Auch Workshops stellen ein probates Mittel dar, um sich auszutauschen, zu lernen, Aufgaben im Team zu vergeben und einen Raum zu haben, wo Mitarbeiter gehört werden.
Die Investition in die kontinuierliche Weiterbildung der jungen Menschen ist ein Invest in die Zukunft. Denn Mitarbeiter, die bereits als Azubis ein optimales Maß an Kompetenzerweiterung erfahren, werden dem Betrieb in der Regel auch dauerhaft erhalten bleiben und ihn nicht nach der Ausbildung fluchtartig verlassen. Auszubildende fangen klein an. Aber es liegt an der Unternehmensleitung und an der Organisation des Teams, welche Spielräume einem Azubi eingeräumt werden, um sich entwickeln zu können und damit zu einem wichtigen Teil des Betriebes zu werden.
Wie machst Du als Toparbeitgeber auf Dich aufmerksam?
Um Nachwuchskräfte zu finden, musst Du sichtbar werden. Und zwar durch mediale Auftritte. Und möglichst nicht erst, wenn Du ein aktuelles Stellenangebot veröffentlichen willst, sondern am besten schon vorher. Welche Möglichkeiten gibt es hier?
Die Website spiegelt das Unternehmen
Eine gute und professionelle Website ist Pflicht. Das Internet ist der Hotspot Nummer eins, wenn junge Leute einen Ausbildungsbetrieb suchen. Die Website sollte deshalb modern und interaktiv sein. Ein langweiliger und „verstaubter“ Webauftritt spiegelt das Mindset des Unternehmens wider. Auf der Website kann der potentielle Bewerber schon sehen, mit wem er es zu tun hat. Gibt es ansprechende Bilder? Videos? Arbeitet das Unternehmen mit Zukunftstechnologien, VR, AR, Online-Konfiguratoren, Chats oder Chatbots? Erfährt der Nutzer etwas über die Mitarbeiter (in Testimonials oder Videoclips), gibt es Kundenstimmen, Auszeichnungen, Links zu Social Media? All das wird in Sekundenschnelle gescannt. Wer da nichts Vorzeigbares anbietet, dem werden im Gegensatz zum Mitbewerber, der modern und innovativ daherkommt, eher weniger bis gar keine Bewerbungen ins Haus flattern.
Auf der Website gibt es unzählige Möglichkeiten, vom Unternehmen zu erzählen. Machen Sie mit Ihrer Webseite Lust darauf, sich bei Ihnen zu bewerben.
Social Media
Nutze auf jeden Fall Social Media. Die Altersgruppe, die Du suchst, ist momentan stark auf Instagram & Co. aktiv. (Auch Facebook dürfte interessant sein, allerdings ist da die Altersstruktur eine andere.) Instagram lässt sich stark visuell bespielen und hier kannst Du mit wenig Aufwand aus Deinem Unternehmen erzählen. Poste Neuheiten, Statements von Mitarbeitern, Produktbilder (aber nur, wenn sie spannend sind), biete Unterhaltung. Kleine Videoclips aus dem Betriebsalltag können ohne großes Equipment auf Instagram schnell erstellt werden. Rekrutiere eine Mitarbeiterin, einen Mitarbeiter oder ein Team für die Social-Media-Auftritte. Veranstaltungen, Innovationen, Wissenswertes – ansprechend dargestellt haben Ihre Posts so den Unterhaltungswert, den die jungen Leute mögen und auch gewohnt sind.
Hier kannst Du direkt Ausbildungsplätze ausschreiben und Dir unter Umständen die Stellenanzeige in einer Tageszeitung sparen. Wer junge Leute unkompliziert und schnell erreichen möchte, sollte nicht auf Print bauen, sondern Social Media fest in der DNA des Unternehmens verankern.
Wie man sonst noch Azubis findet
Neben Instagram und Co. besteht die Möglichkeit, Stellenausschreibungen über Jobportale zu schalten. Eine andere Möglichkeit: Die meisten Handwerksunternehmen haben eine Kfz-Flotte. Lasse doch einfach mal einen Plot anfertigen und beklebe Dein Fahrzeug mit der entsprechenden Stellenausschreibung. Das wirkt „cool“ und hat einen hohen Aufmerksamkeitswert. Ausbildungsmessen und Kooperationen mit den Handwerkskammern und Innungen sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, Azubis zu finden. Kooperationen bieten den Vorteil, dass man sich nicht selbst um die Stellenausschreibung in Online-Portalen oder in Zeitungen kümmern muss, sondern den Aufwand auslagern kann.
Fazit
Der wichtigste Aspekt bei der Suche nach Nachwuchskräften ist: Schaffe ein gutes Umfeld für Deine Azubis. Das funktioniert nur, indem Du zunächst Deine Stärken herausarbeitest und dann über die entsprechenden oben genannten Kanäle kommunizierst. Der beste mediale Auftritt nützt jedoch letztlich nichts, wenn der Betrieb nicht wirklich modern, authentisch und zukunftsfähig aufgestellt ist. Eine zeitgemäße Unternehmensphilosophie, ein guter Digitalisierungsstand und die Bereitschaft, jungen Leuten einen inspirativen Arbeitsplatz zu bieten, sind die Grundvoraussetzungen für einen gesunden und attraktiven Ausbildungsbetrieb.