Was soll denn diese Überschrift? Die Frage ist berechtigt!
Doch ich erlebe es tatsächlich täglich in Gesprächen mit Deinen KollegInnen! Viele Unternehmen im Handwerk bewerkstelligen ihre Prozesse mit einer sog. Branchen- oder Handwerkersoftware. Es gibt Softwareanbieter in den unterschiedlichsten Gewerken, die teilweise eine über 30 jährige Markterfahrung haben. Das bedeutet, das viele Handwerksunternehmen sehr lange den gleichen Softwarepartner haben. Dagegen gibt es erstmal nichts einzuwenden!
Beim Thema Digitalisierung des eigenen Betriebes habe ich oft erlebt, dass die Software aber schnell zum Hemmschuh wird, weil viele Anbieter nicht in der Lage sind, mit den neuen Möglichkeiten, die viele Apps bieten Schritt zu halten. Oder der „serverbasierte“ Stil der Masken nicht mit denjenigen der Cloud-Softwareanbieter mithalten können.
Darüberhinaus wird einem der Wechsel der Software auch nicht immer leicht gemacht. O-Ton: Wenn Sie Ihre Datensätze als Excel File möchten, ist das kein Problem – kostet aber zum Teil mehrere Tausend Euro.
Euer Ernst? Ja das gibt es leider – auch wenn es vollkommen aus der Zeit gefallen ist.
Ich möchte aber auch nicht nur auf „die Softwarewelt“ schimpfen. Auch beim Handwerk gibt es Versäumnisse! Wenn man nicht in der Lage ist, seine Anforderungen an eine Software klar zu artikulieren bzw. aufzuschreiben und seine Prozesse nicht im Ansatz beschreiben kann, die von einer Software gelöst werden sollen braucht man sich nicht wundern, wenn man schlechte Ergebnisse erzielt oder gar falsche oder zu viele Module verkauft bekommt.
Es bedarf also ein besseres beidseitiges Verständnis, damit die Branchensoftware auch zukünftig ein echter Gewinn für die Digitalisierung des Handwerks bleibt. Ich würde mir softwareseitig mehr Mut in der Architektur und bei den Darstellungen „auf den Bildschirmen und mobilen Geräten“ wünschen. Auch mehr Schnittstellen zu App-Anbietern wäre wünschenswert, denn es gibt mittlerweile viele Apps, die für wenig Geld viel leisten!
Und von euch HandwerkerInnen wünsche ich mir mehr Verständnis und „Durchblick“, wie eine Software aufgebaut ist und funktioniert – und Eure Prozesse unterstützt. Nur dann könnt ihr beurteilen, welche Software mit welchen Modulen und evtl. einer oder mehrerer Apps Eurem Betrieb die beste Unterstützung bietet.
Die Zeiten, in denen die Branchensoftware alles für Euch löst, bzw. ihr mit dem Angebot zufrieden seid sind vorbei. Das bedeutet in vielen Unternehmen den Einsatz von 2-3 unterschiedlichen „Systemen“. Und ja – es ist einerseits komplexer geworden – aber andererseits liegt in dieser vermeintlichen Komplexität der größere Nutzen – also keine Angst und ins TUN kommen!
Foto: © blocberry